Es ist kein Zufall, dass die These von der Überwindung der Dichotomien“von Kultur und Politik,
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Stefan Nowotny Ambivalente Hybriditäten: vom Werden versprochener Subjekte [05_2002] Manchmal liegen die Gründe für so genannte Missverständnisse gegenüber einem bestimmten Begriff in Schwächen dieses Begriffs selbst. Das wird spätestens dann augenfällig, wenn selbst wortführende TheoretikerInnen jenes Bereichs, in dem ein solcher Begriff zu zentraler Bedeutung gelangt ist, diesen "Missverständnissen" aufsitzen oder sie sogar erzeugen. Der Begriff der Hybridität ist ein gutes Beispiel dafür. Vor allem innerhalb der Postcolonial Studies zu einem Schlüsselkonzept avanciert und mittlerweile in das weite Feld diverser politischer und Kultur-aktivismen übernommen, scheint er zuweilen einem einzigen großen Missverständnis Ausdruck zu geben; so etwa wenn Edward W. Said, Autor einiger Standardwerke der Postcolonial Studies, mit Blick auf in Europa lebende MigrantInnen asiatischer oder afrikanischer Herkunft schreibt: "Ich denke, es wäre ein groteskes Missverständnis der kulturellen Entwicklung, wenn man aus rassischen oder ethnischen Grün-den diesen neuen Bereich der europäisch-außereuropäischen Kultur ausschlösse. Alle Kulturen sind 1hybrid, keine ist rein, keine ist identisch mit einem reinrassigen Volk, keine ist homogen." Aussagen dieser Art scheinen zunächst – soweit sie sich auf die Feststellung beschränken, "Kulturen" seien in sich niemals homogen – schlicht und einfach banal. Die Sache kompliziert sich allerdings bereits angesichts der Frage, ...