Es ist kein Zufall, dass die These von der Überwindung der Dichotomien“von Kultur und Politik,
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Alex Demirovic Hegemonie und das Paradox von privat und öffentlich [06_2004] 1. Gemeinhin werden das Öffentliche und das Private als zwei essenzialistisch bestimmbare, getrennte Bereiche der modernen Gesellschaft begriffen. Dafür gibt es sachliche Anhaltspunkte. Erstens die Tren-nung von Haushalt und Betrieb, die Max Weber zufolge als ein zentrales Merkmal der okzidentalen Ratio-nalisierung gelten kann. Durch eine solche Trennung wird der Mann zum bestimmenden Oberhaupt der Familie, die er versorgt und im Geschäftsleben repräsentiert. Demgegenüber übernimmt die Frau unter der Leitung des Mannes die Aufgaben des Hauses, also Haushaltsführung, Kindererziehung, Überwachung des Hauspersonals, Repräsentation: sie muss sparsam, ordentlich und fleißig sein, gleichzeitig aber auch schön, sensibel, liebevoll, geschmackvoll und gebildet. Denn der Haushalt kann auch zum Ort der öffent-lichen Meinungsbildung und ästhetischen Diskussion werden. Hier treffen sich die Bürgerinnen und Bürger und verständigen sich über Kleidung, Erziehung, Gewohnheiten, Geschmack, Sittlichkeit, wie sie für die Erhaltung der Lebensverhältnisse ihrer Klasse notwendig sind. Sie beobachten sich wechselseitig in ihren privaten Verfehlungen und Katastrophen und sanktionieren diese, wenn sie bestandsgefährlich werden. Zweitens die Trennung der Ökonomie von der Politik. In diesem Fall umfasst das Private sowohl den Haushalt wie das Unternehmen. Das Unternehmen, die Fabrik und das Büro ...